Ein ganz besonderer Ort
So geschichtsträchtig ist der Kurs des Berliner Silvesterlauf
Langsam kommt das Ende des Jahres 2023 in Sicht – und damit auch die Option, das Jahr sportlich zu krönen. In Berlin lockt seit vielen Jahren ein ganz besonderer Ort die Lauf-Community zur Jahresabschlussrunde. Der Berliner Silvesterlauf hat es in sich. Zum einen, da er ein profilierter Lauf ist. So flach Berlin ist, der Teufelsberg sowie dessen Zwilling, der Drachenfliegerberg neben ihm, ragen über die Stadt hinaus. Zum anderen, weil dies ein Ort ist, an dem Geschichte geschrieben, bzw. vergraben wurde.
Auf dem Drachenfliegerberg gibt es einen wunderschönen Blick auf Berlin
Teufelsberg, Teufelssee, aber kein Teufel
Auf dem 120 Meter hohen Teufelsberg stehen heute verwitterte Radarstationen aus dem Kalten Krieg – verschönert durch beeindruckende Streetart-Kunstwerke. Tatsächlich könnte man beim Blick auf diese unheimliche Hinterlassenschaft an den Teufel denken. Doch der Name hat nichts mit der Geschichte des Berges zu tun, er stammt vom nahe gelegenen Teufelssee, der bereits in der Eiszeit entstand. Die Berge jedenfalls sind nichts anderes als riesige Schutt- und Trümmerberge, die entstanden sind, als man nach 1945 die Trümmer aus dem völlig zerstörten Berlin irgendwo loswerden musste und sie in den Grunewald fuhr. Einen früheren Nazi-Bau, die niemals fertiggestellte „Wehrtechnische Fakultät“, schüttete man dabei einfach zu.
Verwitterte Radarstationen aus dem Kalten Krieg stehen auf dem Teufelsberg
Viele Gerüchte und wenig Wahrheitsgehalt
Von nirgendwo sonst konnte der US-Geheimdienst so gut Funkverbindungen des Ostblocks abhören wie von dieser erhabenen Höhe im Grunewald, auf der bald die gewaltige Anlage, das „Ohr Amerikas“ emporwuchs. Alles, was darin stattfand, ist bis heute Top Secret. Es gab sogar eine riesige Dokumenten-Verbrennungsanlage, damit ja nichts nach draußen gelangte (tat es natürlich doch, denn Berlin war die Hauptstadt der Spione). Jede verdächtige Bewegung wurde registriert. Für den Fall eines Krieges gab es einen Plan zur Sprengung der ganzen Anlage. Die US-Soldat:innen fragten sich natürlich: Was plant man eigentlich für uns? So entstanden Gerüchte über Bunkeranlagen, irgendwelche Tunnelausgänge und vieles mehr. Nichts davon hält einen Realitätscheck aus.
Ein Ende unter Pfiffen und Gelächter
Lediglich die Mauern der Nazi-Fakultät schlummern unter dem Teufelsberg – und gerieten langsam in Vergessenheit. Nur so ist es erklärbar, dass in den 90er-Jahren, als der Kalte Krieg vorbei und die Radarstation besenrein geräumt war, eine seltsame indisch-philosophische Stiftung zusammen mit Grusel-Regisseur David Lynch hier einen „Turm der Unbesiegbarkeit“ bauen wollte – das Projekt wurde unter Pfiffen und Gelächter abrupt beendet.
Viel Wald und Natur am und um den Teufelsberg
Spaß muss sein - auch am Teufelsberg
Zu Silvester gibt es harmlosere Skurrilitäten: Der Parcours des Berliner Silvesterlauf ist nämlich auch für die Kostümierten und bereits Feierlaunigen geschaffen. Die besten Kostüme werden sogar belohnt. Und zu sportlich sollte man die Sache auch nicht nehmen. Denn die Sieger:innen des Frühjahrs können nicht die Sieger:innen des Winters sein, sagt die Trainingslehre. Am Ende gibt es für die Finisher Pfannkuchen – mit Marmelade oder manchmal auch mit Senf gefüllt … Spaß muss sein.